Die Hormone, die im weiblichen Zyklus jeden Monat aufs Neue wirken, haben auch Einfluss auf den Beckenboden. Und es gibt eine Zyklusphase, in der du dich wahrscheinlich richtig fit im Beckenboden fühlst: das ist die Zeit nach der Periode und bis zum Eisprung, in der dein Körper viel Östrogen freisetzt.
Einen kleinen Überblick über die unterschiedlichen Zyklusphasen hatte ich dir hier schon gegeben. Jetzt schauen wir uns die einzelnen Zyklusphasen aber noch mal genauer an. Wir beginnen mit der Zeit, in der es hormone-, beckenboden- und stimmungstechnisch bergauf geht: der Follikelphase. Das ist die Zeit, in der unter dem Einfluss der Hormone eine Eizelle (Follikel) heranreift und dann zum Eisprung freigesetzt wird, damit theoretisch ein Baby entstehen kann.
Da in den wachsenen Eibläschen Östrogen produziert wird, steigt der Östrogenspiegel schon wenige Tage nach Beginn der Menstruation an. Der war vor und während der Periode noch ziemlich am Boden – wahrscheinlich hast du dich da auch entsprechend gefühlt. Wenige Tage nach Beginn der Periode fühlst du dich dann aber schon wieder besser. Denn ein steigender Östrogenspiegel hat Einfluss auf verschiedene Dinge.
Östrogen wirkt körperlich u.a. so:
- Verdickung der Gebärmutterschleimhaut: Dadurch kann sich theoretisch jeden Zyklus aufs Neue ein Embryo einnisten.
- Vaginale Durchblutung und Feuchtigkeit: Sex kann jetzt viel angenehmer sein als gegen Zyklusende.
- Verstärkung des Bindegewebes: Fasziale Anteile im Vaginal- und Beckenbodenbereich stehen „im Saft“.
Östrogen wirkt stärkend aufs Bindegewebe
Studien zeigen, dass in allen Gewebeanteilen des Beckenbodens Östrogenrezeptoren vorkommen. Diese können also direkt dort im Gewebe Östrogen aufnehmen. Da Östrogen stärkend auf das Bindegewebe wirkt und der Beckenboden zu ca. 70% aus Bindegewebe besteht, ist das Beckenbodenempfinden in der ersten Zyklusphase meist ziemlich gut.
Interessant ist, dass der Beckenboden dabei quasi das spiegelt, was wir auch im restlichen Körper wahrnehmen können. Während der ersten Zyklusphase und des Östrogenanstiegs fühlst du dich mitunter nämlich auch allgemein fitter und energiegeladener. Dein Bedürfnis nach sozialen Kontakten steigt und womöglich auch deine Lust auf Sex.
Der Beckenboden in der ersten Zyklushälfte: Beste Zeit für kraftvolles Training
Insofern ist die erste Zyklushälfte eine richtig gute Zeit für Aktivität! Womit wir bei einer eurer Fragen wären. Vreni möchte nämlich wissen:
„Gibt es einen Zeitraum, in dem Beckenbodentraining besonders effektiv ist?„
Es ist natürlich immer ein bisschen die Frage, was man unter „effektiv“ versteht. Entspannungsübungen sind für viele Frauen ja auch extrem effektiv – gerade wenn sie einen eher festen und verspannten Beckenboden haben. Wenn du mit deiner Frage aber meinst, wann dein Beckenboden besonders leistungsfähig ist und du auch mal richtig kraftvolle Übungen machen kannst, dann ist das sicher die Follikel- und ggf. auch die Eisprungphase! In der ersten Zyklushälfte fühlst du dich in der Regel fitter, leistungsfähiger und stehst in deiner Kraft – psychisch, physisch und eben auch im Beckenboden.
Eisprung: Schmerzen oder Schwächegefühl sind normal
Trotzdem kommt jetzt ein kleines „aber“. Denn manche Frauen nehmen schon kurz vor und während des Eisprungs eine Veränderung wahr. Lisa z.B. schrieb mir:
„Mich würde noch das Thema Schmerzen während des Eisprungs interessieren.“
Dieser Schmerz kommt tatsächlich häufig vor, man nennt ihn auch „Mittelschmerz“, weil er eben zur Mitte des Zyklus auftaucht und mit dem Eisprung in Verbindung gebracht wird. Allerdings zeigt sich in Studien, dass der Mittelschmerz nicht immer exakt mit dem Eisprung zusammenhängt. Es ist nach wie vor nicht ganz klar, woher er genau rührt. Fakt ist aber, dass viele Frauen ihn kennen.
Bei mir ist er mit jedem Kind stärker geworden, sodass ich mir manchmal sogar ein Wärmekissen nehme, um den Schmerz zu lindern. Und so wie viele Frauen spüre ich dann auch um den Eisprung bzw. den Mittelschmerz herum schon eine Verschlechterung im Beckenbodengefühl. Da ist dann plötzlich schon mehr Schwäche, weniger Kraft und Elastizität. Andere Frauen fühlen sich zum Eisprung hingegen noch super fit im Beckenboden. Beides ist normal!
Welche Übungen in der ersten Zyklushälfte?
Die Zeit der Follikelphase, also die Zeit nach der Periode und bis zum womöglich auftretenden Mittelschmerz eignet sich insgesamt wunderbar für aktive, kraftvolle Übungseinheiten. Diese Übung hier kann ich dir besonders für die kraftvolle Zyklusphase empfehlen: