Letzte Woche Samstag hatte meine Tochter Geburtstag, den siebten. Und was die Kids in dem Alter alle lieben, ist der Trampolinpark. Bei uns heißt das „Jump House“ und ist eine große Halle mit diversen Trampolinen, Hüpf- und Jump-Spielen. Mein Mann und ich sind natürlich mit, Aufsichtspflicht und so. Der Geburtstag war super: alle hatten richtig viel Spaß. Und naja, ich leider auch…
Ich hatte gar nicht damit gerechnet, aber das Springen und Hüpfen ging für mich echt gut. Und vor allem: es machte mega Spaß! Ich hab lange nicht mehr so geschwitzt wie in den 90 Minuten am vergangenen Samstag. Es war toll! Die Schwerkraft überwinden, kleine Tricks wie Saltos, “auf den Popo setzen“, gesprungene Beingrätschen usw. – das machte einfach richtig Spaß.
Am Anfang hab ich kurz gedacht: Ohweia, der Schwung geht ganz schön in den Beckenboden. Aber dann hab ich ordentlich Körperspannung aufgebaut und es ging super. Mein Körper hat das gut gemacht. Eigentlich…
Wieder Zuhause hab ich dann jedoch gemerkt, wie mein Beckenboden sich einmal kräftig zusammengezogen hat. Und die nächsten Tagen hatte ich Schmerzen – frag nicht nach Sonnenschein! Mannomann, vor allem der hintere Bereich in Richtung Steißbein war so was von verspannt, ich konnte kaum mehr sitzen. Montag und Dienstag hab ich mein Home Office aufs Sofa verlegt, da war es gemütlicher für meinen geschundenen Beckenbereich
Hinzu kam, dass ich in den ersten Tagen nach meinem Trampolinausflug auch das Gefühl hatte, deutlich häufiger pinkeln zu müssen. Ich glaube, mich hat der Klassiker erwischt: Verspannungen im hinteren Beckenbodendreieck (Sitzhöcker bis Steißbein) und Schwäche im vorderen Dreieck (Sitzhöcker bis Schambein). Richtig, richtig blöd.
Symptome wie nach einer Geburt
Meine Symptome erinnerten mich ein bisschen an die Zeit nach meiner letzten Geburt. Weil die Geburt recht schnell ging, hatte ich danach ein richtiges kleines Beckenbodentrauma, mehrere Wochen böse Schmerzen rund ums Steißbein und am Anfang auch leichte Inkontinenzbeschwerden (Nachtröpfeln, häufiger müssen müssen). So eine Geburt ist natürlich ein legitimer Grund für Beckenbodensymptome. Da kann man nix für, da muss man sich schonen, danach trainieren und dann wird es meist schnell besser.
Solche Symptome nach dem Trampolinspringen sind aber in erster Linie eins: selbstverschuldet und dumm. Das jedenfalls waren meine Gedanken am Anfang dieser Woche. Ich hab mich wirklich sehr über mich selbst geärgert. So ein herber Rückschlag im Beckenbodenempfinden – und dann auch noch so kurz vor dem Urlaub. Ich hatte wirklich kurz Angst, dass die Symptome jetzt anhalten und ich so nach Frankreich fahren muss. Und da wollte ich doch reiten! Und schwimmen! Und mich wohl fühlen!
OK, kommen wir zur guten Nachricht: das Trauma durchs Trampolinspringen war wohl deutlich kleiner als das durch die letzte Geburt. Jedenfalls klingen meine Symptome sehr gut ab und ich bin guter Dinge, dass ich fit und halbwegs schmerzfrei nach Frankreich fahren kann. Glück gehabt!
Spaß > Gesundheit? Lieber nicht!
Warum ich meinen eigenen Fail hier so offen aufschreibe? Weil ich gerne Fehler mache, damit du sie nicht machen muss! Bitte tu mir den Gefallen und sei klüger als ich!
Trampolinspringen macht leider richtig viel Spaß und ich hab letzte Woche den Spaß über meine Gesundheit gestellt. Das werde ich sicher nicht noch einmal tun, so schwer es mir auch fallen wird. Das Tückische in meinem Fall war ja auch: während des Trampolinspringens habe ich mich gut gefühlt, mein Körper hat gut kompensiert. Die Packung kriegte ich erst danach.
Aber tagelange Schmerzen und die Ungewissheit, wann und wie schnell die Symptome wieder abklingen werden, sind mir 90 Minuten Spaß nicht wert. Nee, nee, das mache ich nicht noch mal. Dabei hätte ich es auch eigentlich besser wissen müssen. Denn ich weiß um die anatomische Belastung, die Trampolinspringen im Körper bewirkt.
Schadet Trampolinspringen dem Beckenboden?
Das Trampolinspringen ist keine natürliche Fortbewegungsart des Menschen. Da wirken völlig andere und viel stärkere Kräfte als z.B. beim Gehen und Joggen. Aus sportwissenschaftlicher Sicht weiß man heute: Schwunghafte, federnde Bewegungen wie beim Joggen sind sogar gut für den Beckenboden! Die sanften Fliehkräfte sprechen das fasziale Gewebe sehr gut an und geben dem Beckenboden Impulse, schön elastisch zu schwingen. Deswegen baue ich auch immer mal federnde und schwunghafte Bewegungen in meine Beckenboden-Yoga Anleitungen ein!
Beim Trampolinspringen wirken jedoch wirklich völlig andere Kräfte. Und das merkt man (und vor allem frau) deutlich. Es gibt Studien zum Auftreten von Inkontinenz unter Leistungssportlerinnen. Dabei fällt nicht nur auf, dass Trampolin-Sportlerinnen extrem häufig vom Inkontinenz betroffen sind (bis zu 76%!), sondern z.B. auch Volleyballerinnen und Crossfitterinnen. Alle High-Impact-Sportarten, bei denen sehr viel gesprungen wird, sind also eindeutige Risikosportarten für die Beckenbodengesundheit!
Was du bei High-Impact-Sportarten beachten solltest
Ich weiß natürlich, dass viele von euch Beckenbodentraining nur als notwendige Pflicht sehen, um irgendwann auch wieder solche oder ähnliche High-Risk-Sportarten ausüben zu können. Ich will euch solche Sportarten auch gar nicht verbieten, weil Spaß im Leben nicht zu kurz kommen sollte! Ich möchte euch aber daran erinnern, vorsichtig zu sein. Dazu gehört:
- Wenn du während des Sports Symptome hast: keine High-Impact-Sportarten machen!
- Wenn du nach dem Sport Symptome hast: keine High-Impact-Sportarten machen!
- Generell: erst Muskulatur kräftigen, Haltung verbessern, Balance im Beckenboden herstellen und erst dann wieder mit High-Impact-Sportarten beginnen.
- Keine High-Impact-Sportarten im ersten Jahr nach einer Geburt. In diesem Fall gehört auch Joggen dazu!
- Keine High-Impact-Sportarten solange du noch stillst. Die Hormone machen das Gewebe nachgiebiger und den Beckenboden anfälliger.
- Bei allen High-Impact-Sportarten: auf gute Ausrichtung und möglichst schonende Bewegungen achten. Nach Sprüngen sanft landen, möglichst federnd bewegen. Bei Cross Fit Übungen auf beckenbodenschonende Varianten umsteigen (gute Anleitung von erfahrenen Trainerinnen ist wichtig!)
Trampolinspringen vielleicht einfach ganz sein lassen
Naja, und was das Trampolinspringen angeht: vielleicht einfach ganz sein lassen. Jedenfalls werde ich das in Zukunft so halten. Nur weil es währenddessen gut geht, heißt halt leider nicht, dass die Symptome nicht später noch kommen können. Vielleicht habe ich mich mit meinem gut trainierten Beckenboden und meinem stabilen Körper etwas zu unverletzlich gefühlt. Für mich war’s ein guter Dämpfer, denke ich. Ich hab jetzt wieder mehr Demut und passe besser auf mich auf. Nicht alles, was Spaß macht, ist auch gesund. Leider.
Sei so gut und sei vernünftiger als ich! Aber das bist du wahrscheinlich eh. 😉 In diesem Sinne: viel Spaß beim Sport – aber achte gut auf dich! Und wenn du deinen Körper erst mal gut auf deine Lieblingssportart vorbereiten willst, dann komm in einen meiner Onlinekurse oder buche meine Beckenbodenyoga-Membership! Das macht auch Spaß, versprochen!