In einer großen Umfrage in meinen Instagram Stories hatte ich meine Followerinnen nach Erfahrungen mit diversen Periodenprodukten gefragt. Besonders viele Problemberichte bekam ich zu einem Periodenprodukt, das eigentlich immer beliebter und verbreiteter wird. Aber nach euren Berichten muss ich die Frage stellen: Schadet die Menstruationstasse dem Beckenboden?
Wir Frauen bluten einen großen Teil unseres Lebens – und trotzdem geben wir uns oft mit Periodenprodukten zufrieden, die nur so halb zu uns passen. Oft halten wir auch nach Schwangerschaften und Geburten an einem Produkt fest, das früher mal angenehm war, nun aber mehr und mehr stört. Unsere Körper verändern sich – gerade, wenn mit der Zeit diese oder jene Beckenbodensymptome hinzukommen. In Bezug zu meinem Lieblings-Periodenprodukt, der Menstruationstasse, habe ich genau diese Erfahrung gemacht: manchmal muss man etwas ändern, damit es wieder gut passt.
Im letzten Artikel hatte ich mir die Tampons genauer angeschaut und festgestellt: viele Frauen kommen gar nicht so gut damit zurecht. Auch ich benutze seit sehr langer Zeit keine Tampons mehr. Stattdessen bin ich schon sehr früh, als noch fast niemand darüber sprach, auf eine Menstruationstasse umgestiegen.
Mein Wunsch: das Blut im Körper auffangen und die Periode so weiterhin als aktive Zeit nutzen zu können. Ich saß schon mit Menstruationstasse auf dem Pferd, bin in Sofia auf den über 2.000 Meter hohen Vitosha gestiegen, bin Rad gefahren, gereist und sehr viel gelaufen. Nur schwimmen war ich damit nie, aber das ist keine Kunst, weil ich schwimme einfach nicht gern. 😀
Was, wenn die Menstruationstasse plötzlich drückt?
Ich war also immer happy mit dem Ding – bis die Kinder kamen. Nach der ersten Geburt war alles wie gewohnt, aber schon nach der zweiten merkte ich, dass die Menstruationstasse mir weniger angenehm war. Nach der dritten Schwangerschaft kam ich dann gar nicht mehr gut damit zurecht. Das Vakuum (näheres dazu liest du weiter unten) war mir einfach zu fest! Besonders in den ersten zwei Tagen meiner Periode – also genau dann, wenn man die Tasse eigentlich am meisten braucht – verursachte das Tragen mir ganz unangenehme Schmerzen im Beckenboden. Ich wurde sehr unglücklich und stieg zwischenzeitlich auf Binden um, ohne damit wirklich zufrieden zu sein.
Schadet die Menstruationstasse dem Beckenboden?
Meine Umfrage in den Instagram Stories zeigt mir, dass ich mit meiner Erfahrung nicht alleine bin. Viele von euch berichten ähnliches: Die Menstruationstasse sitzt zu fest, das Vakuum erzeugt Schmerzen, es drückt wahlweise Richtung Darm oder Richtung Harnröhre, der Beckenboden verspannt oder es herrscht ein generelles unangenehmes Druckgefühl vor.
Eine meiner Followerinnen schrieb gar, garniert mit einem Lachsmiley:
„Vakuum zu fest, 2x probiert, 2x musste der Mann ran!“
Uff, das ist natürlich nicht Sinn der Sache (wenn auch ein bisschen lustig, hoffentlich auch für deinen Mann! :D). Warum aber kommt es überhaupt vor, dass die Menstruationstasse so fest sitzt?
So funktioniert die Menstruationstasse
Vielleicht kennen gar nicht alle von euch dieses Periodenprodukt. Deswegen lasst es mich noch mal kurz beschreiben: Menstruationstassen bestehen aus medizinischem Silikon, können nach jeder Periode ausgekocht oder anderweitig sterilisiert werden und sind dadurch über Jahre hinweg wiederverwendbar. Sie kosten je nach Modell zwischen 15 und 40€, sind also über die Zeit gerechnet sehr günstig und zudem extrem nachhaltig. Menstruationstassen fangen das Blut auf und müssen je nach Stärke der Blutung einmal bis mehrmals am Tag ausgeleert werden.
Die Tassen werden in die Vagina eingeführt, sitzen allerdings recht tief, also relativ nah über dem Scheideneingang. Da am oberen Rand kleine Löcher in das Silikon gestanzt sind, saugt sich die Tasse richtig an die Vaginalwände dran. Ein Vakuum entsteht und die Tasse sitzt dadurch fest und sollte auch nicht verrutschen.
Um die Menstruationstasse einzuführen, kann man sie falten – das Material ist weich genug dafür. Wie das geht, findet man leicht bei einer kleinen Internetsuche oder in den Anleitungen, die den Tassen in der Regel beiliegen. Um die Menstruationstasse zu lösen, sollte man den Unterdruck erst entfernen (zusammendrücken oder mit einem Finger vorsichtig eine Randseite lösen) und sie dann vorsichtig rausholen.
Übliche Nutzungsprobleme
Es gibt ein paar sehr häufige Probleme mit der Tasse, für die es meistens eine Lösung gibt. Ich nenne hier mal diejenigen, die ihr mir in der Umfrage am häufigsten genannt habt:
„Der Stiel reibt unangenehm bei Bewegung“ oder auch „Der Rückholzipfel drückt“
Viele Tassen haben einen Rückholstiel aus Silikon, der unten an der Tasse dranhängt. Den kann man aber abschneiden und dann drückt er auch nicht mehr. Tipp um dann an die Tasse ranzukommen: mit dem Beckenboden leicht nach unten pressen, dadurch rutscht die Tasse tiefer und du kannst sie mit zwei Fingern erreichen, auch ohne Pömpel.
„Hält nicht dicht“ oder „Läuft aus, weil sie wahrscheinlich nicht richtig sitzt“.
Das ist mir am Anfang auch häufiger passiert. Tipp: du kannst versuchen, das Vakuum zu erhöhen (sofern das nicht unangenehm ist, dazu kommen wir gleich noch). Ich mache es so: wenn ich die Tasse gefaltet einführe, drücke ich den Beckenboden leicht nach unten. Wenn ich die Tasse dann loslasse, damit sie sich entfalten kann, lasse ich den Beckenboden wieder los. Dadurch saugt er die Tasse sanft ein und ein besseres Vakuum entsteht. Mitunter liegt es aber auch an der Tasse. Manche bauen ein besseres oder auch angenehmeres Vakuum auf, als andere. Wenn du jetzt aufhorchst, lies unbedingt weiter!
Beckenbodenverspannung wegen der Menstruationstasse?
Erschreckend viele von euch kennen das Problem, das auch ich einige Zeit hatte: die Menstruationstasse sitzt zu fest, das Vakuum erzeugt ein Druckgefühl, eventuell verspannt sogar der gesamte Beckenboden. Und nein, das wollen wir auf keinen Fall tolerieren! Und schon gar nicht jeden Monat wieder. Dann kannst du nämlich noch so viel Beckenbodenyoga machen, um deinen Beckenboden wieder in eine gute Balance auf Kraft und Entspannung zu trainieren – die Periode wird dich jedes Mal wieder zurückwerfen, weil die Tasse deinen Beckenboden jeden Monat aufs Neue verspannt.
Mein Tipp aus eigener Erfahrung ist: Probiere eine andere Menstruationstasse aus! Als ich mir ca. 2010 meine erste Tasse gekauft hab, war es die einzige auf dem deutschen Markt. Ihr Silikon war sehr fest und eher unnachgiebig. Weil ich aber immer gut damit zurecht kam, kaufte ich mir nach meiner ersten Geburt eine neue derselben Sorte, bloß eine Größe größer, weil das nach Geburten empfohlen wird. Rückblickend war vielleicht schon das keine gute Idee.
Nicht jede Menstruationstasse passt zu jeder Frau!
Heute ist das Angebot riesig und kann dich vielleicht erst mal erschlagen. Aber ich finde, dass es sich lohnt, sich ein bisschen durchzuprobieren. Ich bin seit kurzem bei einer eher kleinen Menstruationstasse aus sehr weichem Material gelandet, mit der ich zu meiner eigenen Überraschung super zurecht komme! Dabei hätte ich gar nicht gedacht, dass die kleine Tasse bei mir gut hält – nach immerhin drei spontanen Geburten. Zudem wird von weichen Menstruationstassen bei kräftigen Beckenböden abgeraten – und mein Beckenboden ist definitiv ganz gut in Form.
Trotzdem ist diese Tasse perfekt für mich! Sie baut ein sehr gutes Vakuum auf, das für mich aber überhaupt nicht unangenehm spürbar ist. Im Gegenteil dazu hat meine frühere, viel festere Tasse ein weniger dichtes Vakuum aufgebaut, das trotzdem für mich unangenehm spürbar war.
Mein weiterer Tipp ist daher: Achte nicht zu sehr auf die Empfehlungen. Auch wenn Frauen nach Geburten zu einer größeren Tasse geraten wird: vielleicht ist es für dich trotzdem besser, bei einer kleineren zu bleiben. Und weiches Material kann angenehmer für dich sein, auch wenn du aufgrund der Beschreibung denkst, dass es nicht zu dir passen würde. Neben Unterschieden in der Größe und Nachgiebigkeit des Materials gibt es übrigens auch Unterschiede in der Form und Länge. Auch da kannst du verschiedene Tassen testen. Online-Recherche hilft hier ganz gut und vor allem: der Austausch mit anderen Frauen!
Welche Tasse bei Organsenkung?
Zu meiner Umfrage bekam ich mehrere Einsendungen, bei denen es direkt oder indirekt ums Thema Organsenkung ging. Mehrere schilderten, dass die Menstruationstasse nach einer oder mehreren Schwangerschaften zu tief oder nicht mehr richtig sitzt. Jeweils eine Einsendung bekam ich dazu, dass die Tasse in Richtung Blase oder in Richtung Darm drückt. Das alles können Hinweise darauf sein, dass Organsenkungen der Menstruationstasse im Weg sind.
Ist die Blase gesenkt, so kann es vorkommen, dass die Tasse auf die Blase drückt oder dass sie die Harnröhre verengt. Dadurch kann Pipi machen schwer bis unmöglich sein, wenn du die Tasse trägst. Ist hingegen der Darm gesenkt, so kann es sein, dass die Tasse in Richtung hinten unangenehm drückt. Auch ein generelles „zu tief kommen“ der Tasse kann ein Hinweis darauf sein, dass die Beckenorgane (Gebärmutter, Blase oder Enddarm) etwas tiefer liegen als „normal“. Das kommt bei den meisten Frauen vor, nach Geburten oder im Alter – viele Organsenkungen sind oder werden mit dem richtigen Training jedoch symptomfrei und sind insofern unproblematisch.
Wenn deine Organsenkung das Tragen der Menstruationstasse aber unangenehm macht, kannst du auch hier schauen, ob es hilft, das Modell zu wechseln. Eine Einsendung berichtete:
„Ich habe endlich eine gute gefunden, die ganz kurz ist, wegen Senkung.“
Hilf anderen Frauen mit deiner Erfahrung!
Welche Erfahrung hast du mit Menstruationstassen? Hast du z.B. eine gefunden, die deinen Beckenboden nicht verspannt? Oder eine, die trotz Organsenkung gut sitzt? Schreibe es in die Kommentare! Ihr könnt dort auch Fragen stellen und euch gegenseitig antworten. Ich freue mich, wenn ein Austausch entsteht!
2 Antworten
Vielen Dank für deine ganzen informativen Artikel! Ich habe den kinderhaben-Blog schon gerne gelesen und finde auch deine „neue“ Website total interessant und hilfreich (hier: schwacher Beckenboden und seit Baby Nr. 2 ausgeprägte Rektusdiastase).
Ich habe nach meiner zweiten Stillzeit nun wieder meine Periode bekommen und muss feststellen, dass meine Menstruationstasse nicht mehr richtig „passt“: Insgesamt zu lang (sogar ohne Rückholstiel), irgendwie zu fest und unangenehm. Welche Marke + Modell kannst du denn (nicht) empfehlen? Bisher hatte ich eine Me Luna Classic/Größe S, die vor den Schwangerschaften und auch dazwischen super funktioniert hat. Wegen des Preises möchte ich eigentlich nicht fünf verschiedene ausprobieren 😉
Liebe Rike, willkommen hier und danke für den liebes Feedback! Leider fürchte ich, dass ich dir nicht helfen kann. Es gibt einfach mittlerweile zu viel auf dem Markt und ich habe selbst noch nicht sooo viel ausprobiert. Ich fahre gerade gut mit einer weichen, kleinen Tasse. Eventuell ist deine alte eher hart und groß? Es gibt ein paar Websites, die du durch googeln leicht findest, die viele Tassen miteinander vergleichen. Evtl. findest du da noch Tipps. Oder du investierst etwas mehr Geld und machst eine Beratung, auch darauf haben sich mittlerweile einige Anbieterinnen spezialisiert.