Beckenbodenfreundliche Periodenprodukte: Wie gesund sind Tampons wirklich?

Wie gesund sind Tampons wirklich? Auf dem Bild liegen Tampons in einem rosa Aufbewahrungsbehälter

Darum geht's

Tampons sind das vielleicht meist genutzte Periodenprodukt und scheinen auf den ersten Blick sehr praktisch zu sein. Trotzdem kommen viele Frauen nicht gut damit zurecht!

Ich möchte meine Reihe zu beckenbodenfreundlichen Periodenprodukten mit einem absoluten Klassiker beginnen: den Tampons. Ich bin mir sicher, dass so gut wie jede von uns schon mal Tampons genutzt hat. In meiner Jugend und jungen Erwachsenenjahren galten sie als das einzig sinnvolle Periodenprodukt, weil sie nicht „eklig“ waren – sprich: das Blut bestmöglich im Verborgenen hielten. Aber wie gesund sind Tampons wirklich?

Heute hat sich der Blick auf Periodenprodukte zum Glück geändert. Wichtiger als dass alles „unsichtbar“ bleibt ist heute die Gesundheit und das Wohlbefinden. Und das ist sehr gut so, denn: nicht jede Frau kommt gut mit Tampons zurecht. Das hat seine physiologischen Gründe, die viele von euch schon erfahren haben, das weiß ich aus euren Zusendungen! Ich habe euch auf Instagram gefragt, welche Erfahrungen ihr mit Tampons gemacht habt.

Wie gesund sind Tampons wirklich?

„Trocknen aus, danach immer Juckreiz.“

„Trocknen zum Ende der Periode die Schleimhaut aus, fühlen sich dann sehr unangenehm an.“

„Es wird zu trocken.“

„Trocknen aus und drücken gelegentlich.“

„Vaginalmykose durch Zerstörung der Flora (saugt jegliches Sekret weg).“

Ich habe nachgezählt: von insgesamt 47 Einsendungen haben 24 das Symptom Trockenheit erwähnt. Weitere 6 Antworten erwähnten nur, dass Tampons sich unangenehm anfühlen würden – was vielleicht aber auch eine Begleiterscheinung der Austrocknung sein kann. Ich möchte zu diesem Thema gerne meine eigene Geschichte erzählen:

Problem 1: Mehr Infektionen

Selbstverständlich habe auch ich viele Jahre lang ausschließlich Tampons benutzt. Das machte frau halt so. Meine wiederkehrenden bakteriellen Vaginosen (Entzündungen der Vaginalschleimhaut, die durch Symptome wie Brennen, Jucken und vermehrten Ausfluss auffallen), habe ich nicht in Verbindung mit meiner Tamponverwendung gebraucht. Wie auch? Niemand – verschiedene Gynäkologen und -innen eingeschlossen – klärten mich über diesen Zusammenhang auf!

Ein Gynäkologe wollte mir sogar ein Hormonpräparat verschreiben, weil er der Meinung war, mein Problem sei ein hormonelles Ungleichgewicht (übrigens ohne irgendwelche Hormontests gemacht zu haben, er hatte den Rezeptblock einfach ohne vernünftige Diagnose schon gezückt). 

Zum Glück war ich da bereits selbstbewusst genug, um freundlich aber bestimmt abzulehnen. Eine Offenbarung erlebte ich dann, als ich in meinem Auslandsstudienjahr in Bordeaux mit einer Freundin darüber sprach. Daisy, falls du das hier liest: danke tausendmal! Ich glaube, du weißt gar nicht, was du mit diesem einen Tipp für meine weibliche Gesundheit getan hast. Die Freundin riet mir nämlich zur Menstruationstasse. Die war damals (ich war Anfang 20, es war ca. das Jahr 2010) noch total unbekannt und es gab genau ein Modell online zu bestellen: den Mooncup. 

Infektionen wirken sich auch auf den Beckenboden aus!

Über Menstruationstassen schreibe ich in einem weiteren Artikel mehr. Aber wichtig für das heutige Thema ist: Seit ich keine Tampons mehr benutze, habe ich so gut wie gar keine vaginalen Infektionen mehr! Oder anders gesagt: immer dann, wenn ich ausnahmsweise mal wieder einen Tampon benutze (als Yogalehrerin wäre das in der Theorie wirklich gut, weil sie halt einfach praktisch und unsichtbar sind), habe ich sofort wieder Probleme.

Und jetzt kommen wir zum Thema Beckenboden: so eine bakterielle Vaginose oder auch eine Pilzinfektion, unter der ja ebenfalls viele Frauen häufiger leiden, macht auch jedes Mal etwas mit dem Beckenbodenempfinden. Möglicherweise geht das nicht allen so, aber bei mir ist es so, dass sich während und nach einer Infektion meine Symptome verstärken. Hello again, Fremdkörpergefühl, Druckempfinden und Verspannungsschmerz! 

Halten wir also fest: Tampons trocknen die Schleimhäute aus und bei sehr vielen Frauen führt das zu einem Ungleichgewicht der Scheidenflora. In unserer Vagina herrscht normalerweise ein saures Milieu, das schädliche Bakterien oder auch Pilze in Schach hält. Wird die ganze Umgebung von Tampons trocken gelegt, ist zu wenig saures Sekret da, Bakterien und Pilze haben leichtes Spiel, die komplette Flora kippt. Dass sich so eine Infektion auch unangenehm im Beckenboden bemerkbar machen kann, ist klar. Der Körper ist ja ein System, das immer im Gesamten reagiert.

Problem 2: Mehr Krämpfe und Verspannungen

Aber kommen wir noch zu ein paar weiteren und durchaus beckenbodenspezifischeren Problemen, die Tampons bei euch verursachen: Viele von euch haben mir in den Instagram-Einsendungen von verstärkten Unterleibskrämpfen oder Verspannungen, speziell im Beckenboden, berichtet. Ich selbst habe zum Glück wenig Probleme mit Unterleibsschmerzen, kenne diese Erfahrungen aber von Freundinnen und anderen Frauen.

Offenbar verstärken Tampons nicht selten die Schmerzintensität. Woran das liegt, kann ich nur mutmaßen. Bei einem Teil der Frauen kann es vielleicht mit einem weiteren Problem von Tampons zusammenhängen: 

Problem 3: Tampon rutscht runter

Einige meiner Followerinnen erzählten mir in den Einsendungen davon, dass der Tampon nicht am Platz bleibt, sich dreht, zu tief oder sogar rausrutscht. Theoretisch kann man den Tampon mit einem starken Beckenboden vom Rausrutschen abhalten: indem man kräftig anspannt. Wenn wir jetzt aber während der Periode dauerhaft den Beckenboden anspannen, damit der Tampon nicht tiefer rutscht, führt das zu, genau: mitunter schmerzhaften Verspannungen.  

Wenn du also das Gefühl hast, dass der Tampon nicht an Ort und Stelle bleibt, dann spann bitte nicht dauerhaft an (evtl. machst du es auch unbewusst, ohne es zu merken), sondern versuche Folgendes:

  1. Steige auf ein anderes Periodenprodukt um, das besser an Ort und Stelle bleibt (z.B. Menstruationstasse mit Vakuum) oder das ein Abfließen des Blutes ermöglicht (z.B. Binden oder Periodenunterwäsche)
  2. Falls du unbedingt weiter Tampons benutzen willst, beschäftige dich mit deiner Atmung und deinem Spannungsmuster im Beckenboden: viele Frauen drücken den Beckenboden durch ein falsches Atemmuster oder falsche Anspannung dauerhaft nach unten. Wie du lernst, diese Muster zu verändern, lernst du in meinen Kursen! 🙂

Problem 4: Tampons laufen aus

Übrigens haben einige von euch auch Probleme mit Tampons, schlicht weil sie zu wenig Blut halten und auslaufen. Die Stärke der Menstruation ist natürlich sehr individuell. Ich habe mir aber sagen lassen, dass gute Gyns prima beraten können, was man gegen eine zu starke Blutung (Hypermenorrhoe) machen kann.

Regelmäßig sehr viel Blut zu verlieren, kann den Körper nämlich enorm schwächen und es ist ein weit verbreiteter Mythos, dass starkes Bluten „eben normal“ sei, z.B. weil man mehrere Kinder bekommen hat. Bitte sprich mit deiner Gynäkologin, wenn sehr starke Blutungen dich auf Dauer einschränken!

Muss das Blut zwingend abfließen…?

Zum Schluss möchte ich noch eine Einsendung mit euch teilen, die ich persönlich hinterfragen würde: 

„Tampons verhindern aus Sicht der TCM, dass das Blut tut, was es soll, nämlich abfließen.“

Aus meiner Sicht ist die TCM, also die Traditionelle Chinesische Medizin, eine alte und sicher wertvolle medizinische Tradition, die viele sinnvolle Ansätze hat. Dass das Blut aber zwingend abfließen muss und nicht im Körper aufgefangen werden sollte, ist dann aber vielleicht genau das, wonach es klingt: eine veraltete Ansicht.

Mich erinnert es an den Mythos, dass frau während der Periode auch keinen Kopf- oder Schulterstand machen sollte – das Blut würde dann ja wieder in den Körper zurückfließen. Was Quatsch ist, weil die Gebärmutter ein Muskel ist und das Blut aktiv ausstößt. Wir Frauen könnten daher auch kopfstehend problemlos menstruieren.

Aber vielleicht habt ihr Lust, noch mal selbst zu recherchieren, woher diese Ansicht in der TCM rührt. Aus moderner medizinischer Sicht spricht jedenfalls nichts dagegen, das Blut im Körper aufzufangen. Nur eben nicht zwingend mit Tampons. Denn die sind vielleicht praktisch, haben aber ihre Nachteile, wie die Erfahrungen meiner Instagram-Followerinnen zeigen.

Danke an alle, die bei meiner Umfrage mitgemacht haben! Wenn du weitere oder andere Erfahrungen hast, hinterlass mir gerne einen Kommentar. 

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