HPV löst Krebs aus: Warum Vorsorge so wichtig ist.

Grafik, die zeigt, wie viele von 100 Frauen mit einem Hochrisiko-HPV-Typ an Gebärmutterhalskrebs erkranken

Darum geht's

Wir reden immer noch viel zu wenig über HPV! Dabei ist dieses Virus der häufigste Auslöser für Krebserkrankungen im Vaginalbereich.

HPV löst Krebs aus: Das HP-Virus ist die häufigste Ursache für gynäkologische Krebsarten wie Gebärmutterhals-, Vulva- oder Vaginalkrebs. Und so gut wieder jede Frau infiziert sich in ihrem Leben mindestens einmal mit HPV. Trotzdem wissen nur wenige gut darüber bescheid. Aus aktuellem Anlass möchte ich dich besser aufklären!

Eigentlich geht es hier ja um Yoga und den Beckenboden. Heute möchte ich meine Website aber für etwas nutzen, was mir aktuell sehr am Herzen liegt: Mir geht es ums Thema HPV und das Risiko einer Krebsentstehung im Bereich von Gebärmutterhals, Vulva und Vagina. Dieser Bereich ist sehr eng mit dem Beckenboden verbunden – und daher doch gar nicht so weit entfernt von meinen eigentlichen Themen.

Das Thema ist mir aus aktuellem Anlass so wichtig. Denn bei mir wurde vor zwei Wochen eine sogenannte Krebsvorstufe am Gebärmutterhals entfernt, die durch das HP-Virus verursacht wurde. Da ich regelmäßig zur Vorsorge gehe, wurde die Gewebeveränderung früh genug entdeckt und konnte entfernt werden, bevor Krebs daraus hätte entstehen können. Seitdem ist mir umso klarer geworden, wie wichtig die Vorsorge ist! Außerdem ist mir aufgefallen, wie wenig ich zuvor über HPV und die Risiken zur Krebsentstehung wusste. Vielleicht geht es dir ja genauso. Wenn ja, dann lies diesen Text bitte bis zum Ende und vor allem: geh regelmäßig zur Vorsorge!

Was ist HPV?

Die Abkürzung steht für „Humane Papillomviren“. Diese sind quasi die häufigste „Geschlechtskrankheit“, weil sie sich vor allem über sexuelle Kontakte („klassischer“ Geschlechtsverkehr, aber z.B. auch Oralsex) übertragen. Im Gegensatz zu anderen Geschlechtskrankheiten verursachen HP-Viren aber normalerweise keine Symptome – das heißt, du kannst infiziert sein, ohne etwas zu merken.

Ist HPV gefährlich?

Nein und ja. Die meisten HPV-Infektionen verlaufen symptomfrei und heilen auch von allein wieder aus. Einige HPV-Typen können Genitalwarzen (Feigwarzen) verursachen, was unangenehm und schmerzhaft sein kann, aber nicht gefährlich ist. Was jedoch gefährlich werden kann, sind die langfristigen Folgen mancher Infektionen. Unter den insgesamt mehr als 200 Virustypen gibt es 12 Typen, die Krebs verursachen können. Von diesen 12 potentiell krebsverursachenden Typen gelten drei Typen als besonders aggressiv: die Typen 16, 18 und 45.

Ist es wahrscheinlich, dass ich infiziert bin?

Es ist zumindest sehr wahrscheinlich, dass du mal infiziert warst. Je nach Statistik infizieren sich 80% bis über 90% aller sexuell aktiven Menschen mindestens einmal im Leben mit HPV. Da das Virus sehr stark in der Bevölkerung zirkuliert, kann selbst ein einmaliger sexueller Kontakt ausreichen, um sich anzustecken.

In welchen Fällen entsteht Krebs?

Der Chirurg, der mich operiert hat, hat es mir so erklärt: In manchen Fällen verbleibt das HP-Virus über längere Zeit im Körper und schleust schließlich DNA ins Gewebe ein, in meinem Fall geschah das am Gebärmutterhals. Das heißt, die HPV-Infektion ist mitunter schon sehr lange nicht mehr aktiv, aber das Virus hat quasi seine potentiell schädlichen Spuren hinterlassen. Diese Spuren können das Gewebe schädigen, bis hin zur Krebsentstehung. Das passiert oft über einen langen Zeitraum. Es ist also möglich, dass du dich vor 10 Jahren oder länger mit HPV infiziert hast und jetzt erst eine Gewebeveränderung bei dir entdeckt wird.

HPV-bedingte jährliche Neuerkrankungen in Europa. An dieser Grafik erkennt man gut, dass Krebsvorstufen recht häufig vorkommen. Mit Behandlung muss daraus kein Krebs entstehen! ©Entschieden gegen Krebs (https://www.entschiedengegenkrebs.de/erkrankungen)

Wie finde ich heraus, ob ich HPV habe oder hatte?

Seit kurzem testen Gynäkologinnen (männliche Gyns sind mitgemeint) bei der Vorsorge alle Frauen ab 35 Jahren auf HPV. Sollte sich hier herausstellen, dass bei dir Spuren von einem der 12 potentiell bösartigen HPV-Typen nachweisbar sind, wird deine Ärztin mit dir eine engmaschigere Kontrolle besprechen. Bei dem HPV-Test ist auch Genmaterial des Virus nachweisbar, d.h. es werden nicht nur aktive Infektionen gefunden, sondern auch solche, die schon Jahre bis Jahrzehnte zurückliegen können, sich aber chronifiziert haben. Wenn keine HPV-Spuren entdeckt wurden, wird ab dem 36. Lebensjahr alle drei Jahre auf Kassenleistung erneut getestet. Auf Wunsch kannst du den Test auch jährlich machen lassen, er kostet dann zwischen 50€ und 80€.

Ich bin jünger als 35 Jahre. Warum werde ich nicht auf HPV getestet?

HPV zirkuliert so stark in der Bevölkerung, dass das Virus insbesondere unter jungen, sexuell aktiven Menschen sehr verbreitet ist. Da die Infektion in den meisten Fällen aber folgenlos ausheilt, ist der medizinische Nutzen eines Tests bei jungen Frauen nicht groß genug. Wahrscheinlich würden sehr viele Frauen positiv getestet und in Aufregung versetzt, obwohl die Infektion für sie völlig harmlos verläuft. Frauen unter 35 Jahren können dafür jährlich auf Kassenleistung den sogenannten Pap-Abstrich vornehmen lassen. Dieser Test zeigt Zellveränderungen am Gebärmutterhals an, die, Überraschung, in den meisten Fällen von HPV hervorgerufen werden. Mit dem Pap-Abstrich bist du also ebenfalls gut versorgt.

Jetzt bin ich verwirrt! Was ist der Unterschied zwischen Pap-Test und HPV-Test?

Der HPV-Test zeigt, ob Spuren des HP-Virus an deinem Gebärmutterhals gefunden wurden – also, ob du mit HPV infiziert bist oder ob sich über die Jahre eine alte Infektion chronisch festgesetzt hat. Der Pap-Test hingegen zeigt an, ob bereits Zellveränderungen vorliegen. Kritisch wird es dann, wenn beides positiv ist, so wie es bei mir der Fall war. Dann ist recht eindeutig, dass das HP-Virus hier Schaden anrichtet – oder auf lange Sicht anrichten wird. In allen positiven Fällen wird deine Ärztin dich entweder engmaschiger kontrollieren oder direkt an Experten überweisen.

Jetzt habe ich Angst vor HPV und davor, an Krebs zu erkranken!

Bitte nicht! Mein Text soll genau das Gegenteil bewirken! Denn Krebserkrankungen, die durch HPV entstehen können, lassen sich durch regelmäßige Vorsorge sehr gut verhindern. Durch die regelmäßigen Abstriche (U35: jährlicher Pap-Abstrich; Ü35: 3-jährlicher Pap- plus HPV-Abstrich) können Gewebeveränderungen frühzeitig entdeckt werden. Geringgerade Veränderungen heilen sogar oft von allein wieder aus! In diesen Fällen wird deine Gyn dich einfach häufiger zur Kontrolle sehen wollen. Mäßig- bis höhergeradige Veränderungen werden meist in der Klinik entfernt. Genau das wurde vor zwei Wochen bei mir gemacht. Das heißt, die Gewebeveränderung wurde bei einem einmaligen Eingriff entfernt, bevor Krebs daraus hätte entstehen können.

Grafik: Weniger als 1 von 100 Frauen, die mit einem Hochrisikotyp infiziert sind, erkrankt an Gebärmutterhalskrebs. ©Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum, erstellt mit Biorender.com | https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/hpv2.php

Ich zitiere hier gerne noch mal den Krebsinformationsdienst:

„Die verlässlichsten Schätzungen gibt es zu Gebärmutterhalskrebs: Von 100 Frauen, die sich mit einem Hochrisiko-Typ anstecken, bleibt bei etwa 10 die Infektion über längere Zeit bestehen. Bei den meisten Frauen heilt die Infektion dann von alleine wieder ab. Weniger als 1 von 100 Frauen, die mit einem Hochrisikotyp infiziert sind, erkrankt im Durchschnitt etwa 15 Jahre nach der Infektion an Gebärmutterhalskrebs. Geht man regelmäßig zur „Krebsvorsorge“, sinkt das Risiko weiter.“

(https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/hpv2.php)

Kann ich noch etwas tun, um mich sicherer zu fühlen?

Es ist wie gesagt wirklich wichtig, dass du regelmäßig zur Vorsorge bei deiner Gynäkologin gehst. Und auch ansonsten ist es ratsam, den eigenen Körper gut zu beobachten und Auffälligkeiten direkt abzuklären. Die besonders aggressiven HPV-Typen verursachen nämlich nicht nur den meist eher langsam entstehenden Gebärmutterhalskrebs, sondern auch Gemeinheiten wie Vulva- und Vaginalkrebs. Dieser kann auch bei jungen Frauen nach einer HPV-Infektion entstehen und zeigt sich z.B. durch erste recht harmlose Symptome wie eine juckende Stelle im Bereich Vulvalippen/Damm/Vaginaleingang oder vermehrten Ausfluss.

Lass also auch solche „Lappalien“ unbedingt abklären! Hab vor allem keine Scheu, dich selbst im Vulva-/Vaginalbereich zu untersuchen, auch mal einen Spiegel zur Hand zu nehmen oder deine/e Partner/in zu fragen, ob er/sie mal regelmäßig genauer hinschauen kann. Diesen Bereich deines Körpers zu kontrollieren ist ebenso wichtig wie z.B. deine Brüste abzutasten, auch wenn es etwas schwieriger ist, ihn einzusehen. 😉

Kann ich meine Kinder vor HPV schützen?

Ja! Seit 2006 gibt es eine wirksame Impfung, die vor den meisten schädlichen HPV-Typen schützt. Seit 2018 wird die Impfung von der STIKO für alle Jugendlichen zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen. Sie kann bis ins junge Erwachsenenalter nachgeholt werden. Es ist wichtig, dass auch Jungen sich impfen lassen, denn zum einen übertragen sie das Virus und zum anderen können auch sie an HPV-verursachten Peniskarzinomen oder Mundhöhlenkrebs erkranken. Die Impfung ist dann am sinnvollsten, wenn der/die Jugendliche noch keine Sexualkontakte hatte.

Auch als Erwachsene kannst du dich impfen lassen, teilweise tragen die Kassen die Kosten auf Anfrage. Die Impfung schützt aber nur vor Neuinfektionen und hilft nicht dabei, evtl. bestehende Infektionen zu bekämpfen. Sie ist also besonders sinnvoll, wenn du z.B. wechselnde Partner/innen hast und dein Risiko, dich erneut mit HPV zu infizieren, erhöht ist.

Warst du selbst schon von HPV betroffen?

Wurdest du selbst schon mal positiv auf HPV getestet oder wurde eine Gewebeveränderung bei dir festgestellt? Ich freue mich, wenn du deine Erfahrungen mit mir und anderen teilst. Unten findest du dazu den Kommentarbereich! 🙂 Erst seit ich selbst betroffen bin, erfahre ich von immer mehr Frauen, die ebenfalls schon damit zu tun hatten. Lass uns also gerne drüber reden, es ist so wichtig!

Danke für deine Aufmerksamkeit. Und jetzt ab zur Vorsorge mit dir! 😉

Uff, das ist ein langer Text geworden. Aber ein sehr wichtiger! Wenn du weitere Fragen hast, schau in die Links weiter unten, die ich u.a. für meine Recherche genutzt habe. Oder schreib mir in die Kommentare!

Mir geht es jetzt 14 Tage nach meiner OP wieder halbwegs gut und ich bin froh, die Krebsvorstufe hoffentlich endgültig los zu sein. Bei mir wurde zum Glück keiner der ganz aggressiven HPV-Typen 16, 18 oder 45 entdeckt, was mich ebenfalls beruhigt hat. Die Gewebeveränderung ist nun entfernt und meine Chancen stehen gut, dass es sich damit erledigt hat. Die Operation an sich war jedoch durchaus belastend für mich und die Heilung ist langwieriger, als allgemein von Ärztinnen und Ärzten kommuniziert wird. Aber darüber schreibe ich lieber noch mal einen weiteren Text!

Für mehr Infos zu HPV klick dich hier rein:

Weitere Blogartikel und Übungen:

Welt-Kontinenz-Woche 2022: Einladung zu täglichem Beckenbodenyoga!

4 Antworten

  1. Ich danke Dir für das Teilen dieser Erfahrung. Sie kommt für mich sehr passend, da bei mir ebenfalls ein Befund vorliegt, der eine Operation nötig macht. Ich bin froh, dass es rechtzeitig erkannt wurde und hoffe, dass das Thema nach der OP ‚aus der Welt‘ ist / das es nicht fortschreitet. Da ich bisher auch nur gehört habe, dass es ein kleiner, ambulanter Eingriff unter Narkose ist, dass es im Nachhinein noch bluten kann und man 6 Wochen keinen Sport machen soll, bin ich sehr interessiert, mehr darüber zu erfahren, wie Du Dich gefühlt hast und inwiefern die Heilung Dich dann doch mehr beeinträchtigt hat, als erwartet.

    1. Hi Amelie! Ich wünsche dir, dass du alles gut überstehst – vielleicht wird es bei dir auch gar nicht so arg. Mich hat die OP doch ganz schön mitgenommen, auch emotional. Das Tückische ist, dass die Wunde bei der OP elektrisch verödet wird und dadurch zunächst oft gar nicht blutet. Dann löst sich der Wundschorf nach ca. einer Woche und bei vielen Frauen geht es dann erst los mit Blut und teilweise auch Schmerzen. Mir ging es knapp drei Wochen nach der OP wieder ganz gut, knapp vier Wochen später hab ich wieder mit Yoga angefangen (aber sehr vorsichtig). Also, ernste Komplikationen sind sehr selten. Aber es sollte einem klar sein, dass die Heilung dauert und dass es Aufs und Abs gibt.

      Ich schreibe noch mal einen längeren Artikel dazu, weil es sehr vielen Frauen so geht, dass sie den Eingriff unterschätzen. Da ist bei der Kommunikation seitens der Ärzt*innen definitiv Luft nach oben!

      Alles Gute dir!

    2. Ach und noch zum Mut machen: meine Laborergebnisse nach der OP waren sehr gut. Das veränderte Gewebe konnte mit ausreichend Abstand zum gesunden Gewebe entfernt werden und meine Ärztin meint, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass ich es damit ein für alle mal los bin. Vorsorge ist für mich nun trotzdem häufiger, um sicher zu gehen. Aber ich bin optimistisch, dass es ein einmaliger Eingriff bleiben wird. 🙂

  2. Liebe Sophie,
    ganz herzlichen Dank für Deinen sehr detaillierten Artikel. Mir geht es um meine 13-jährige Tochter: Die Ärztin sagt, es werden inzwischen Arten gefunden, gegen die das Impfen nicht helfe, das A und O sei die Vorsorge (und im Jugendalter natürlich das Kondom). Aber ich bin nun fürchterlich hin und her gerissen. Dachte immer, dass ich auf jeden Fall die Impfung befürworten würde. Da aber keine Impfung garantiert ohne Nebenwirkungen daher kommt, steh‘ ich jetzt etwas ratlos da. Ich weiß nun nicht, wie ich zu einer guten Entscheidung für meine Kinder kommen soll.

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